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Der freie Wille

 

Er wachte auf, geweckt von einem miesen Schlager, der aus dem billigen Radiowecker hervordröhnte. Er stand sofort auf, pflichtbewusst wie er halt war. Er warf einen kurzen Blick auf das andere Bett. Sie lag da und schnarchte. Die Bettdecke hatte sie beiseite gestreift, und er konnte ihre dicken entblößten Beine sehen. Er erschauerte vor Ekel und schaute schnell weg.

Im Büro war es genauso erbärmlich wie immer. Falsch, es war noch ein bisschen erbärmlicher, und er hatte den Eindruck zu träumen. Da war nämlich eine Person, die er abgrundtief hasste und die eigentlich gar nicht mehr da sollte. Sie hatte doch vor ein paar Jahren die Firma verlassen - und nie war er über etwas glücklicher gewesen.

Er konnte nur träumen, das alles war doch Vergangenheit, es war überstanden und später mit anderen Leuten ausdiskutiert worden. Er hatte es überwunden, er war stärker geworden, sie konnte ihm nichts mehr anhaben, sie war Vergangenheit!

Er brachte den Arbeitstag zähneknirschend hinter sich, spürte immer wieder den Blick dieser Kuh im Nacken – und wunderte sich, als er kurz vor Feierabend zum Chef gerufen wurde. Auch das noch!

Der Chef sah genauso widerwärtig und hassenswert aus wie immer, das war ausnahmsweise ein beruhigendes Merkmal an diesem seltsamen Tag.

„Wie geht es Ihnen?“ fragte der Chef jovial.

„Hmmm, geht so...“, antwortete er vage. Seit wann interessierte sich der Chef für sein Befinden?

„Das verstehe ich nicht“, sagte der Chef mit einem milden Grinsen. „Es ist doch alles so wie immer...“

„Das ist ja gerade das Problem!“ Erschrocken hielt er sich die Hand vor den Mund.

„Was wollen Sie eigentlich?“ Die Mundwinkel des Chefs verzogen sich spöttisch nach oben. „Wir versuchen doch nur, Ihre Wünsche zu erfüllen.“

„Ich, ich verstehe nicht“, stammelte er.

„Nun denn, wir sind davon ausgegangen, dass Sie Ihr Leben geliebt haben. Sie müssen Ihre Frau geliebt haben, weil Sie es so lange mit ihr ausgehalten haben – und Sie müssen Ihre Kollegen geliebt haben, sonst hätten Sie deren üble Scherze nicht....“

„Ausgegangen? Wovon ausgegangen?“ Irgendwas war falsch, und er fühlte auf einmal ein klammes Gefühl in seinen Eingeweiden, als ob er sich übergeben müsste. Und dann erinnerte er sich: Ein Auto war auf ihn zugerast, als er schon halb auf der Straße stand. Es gab einen lauten Knall, und alles wurde still um ihn. Aber das war natürlich nur ein Traum, denn heute morgen war er in seinem Bett aufgewacht und zur Arbeit gegangen wie immer...

„Wir sind davon ausgegangen, dass Sie sich dieses Leben ausgesucht haben...“

„Das ist ein Witz, nicht wahr?“ Er schaute verstohlen auf die Wände. vielleicht hatte man dort eine versteckte Kamera angebracht, die seine Reaktion aufzeichnen sollte.

„Finden Sie es heraus!“ Der Chef fing dröhnend an zu lachen.

„Aber wieso...“ Er verstummte und erhob sich. Es war alles nur ein übler Traum, und draußen würde er sich erst einmal kräftig in den Arm kneifen, um wach zu werden.

Er wandte sich zur Tür und warf noch einen letzten Blick über die Schulter zurück. Unter dem Scheibtisch des Chefs lugte ein  zierlicher Huf hervor, und er hätte schwören können, dass es sich um einen Bocksfuß handelte, aber das gehörte bestimmt auch zum Traum...
 

ENDE???

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