LOVE GAMES  

Kapitel 19

Oktober – die Karten….

Mit Karen kann ich mich viel besser über bestimmte Sachen unterhalten als mit Susanne. Seltsam. Oder nicht seltsam. Karen hat auch Probleme in ihrer Familie. Sie hat eine ältere Schwester, die dauernd auf ihr rumhackt, ihr das Saufen vorwirft und überhaupt ihren ganzen Lebensstil. Und Karens Vater ist einer dieser sippenbeherrschenden Typen, und auch der macht ihr schwer zu schaffen, vor allem weil dieser Patriarch beide Schwestern immer gegeneinander ausspielt. Und da Karen nicht die Frau ist, ihre große Schwester irgendwie beim Papa anzuschwärzen, ihre große Schwester aber sehr wohl in der Lage ist, Karen beim Papa anzuschwärzen, fühlt die arme Karen sich total untergebuttert. Die Mutter ist ihr anscheinend keine große Hilfe.

Von Susanne weiß ich nur, dass sie sich mit ihren Eltern nicht versteht, aber warum das so ist, das konnte oder wollte sie mir nicht sagen.

Der Witz an der Sache ist, obwohl beide Frauen irrsinnig viele Männer gehabt haben, verstehen sie sich untereinander nicht. Die vielen Männer sind wahrscheinlich ihre einzige Gemeinsamkeit. Ich hatte sie beide mal eingeladen und wollte sie ein bisschen ins Skatspielen einweihen, denn ich stellte es mir nett vor, mit zwei anderen Frauen Skat zu spielen. Und sie kapierten es relativ schnell. Respekt, Respekt – wenn ich daran denke, wie dämlich ich mich angestellt habe bei meinem ersten Skatspiel! Aber es wurde nichts draus. Es gab keine gemeinsamen Treffen mehr.

Susanne sagte später zu mir, die wäre ihr zu hart drauf. Sie meinte wohl das Saufen von Karen.

Jedenfalls hatte ich es aufgegeben, die beiden zusammenzubringen. Es ging einfach nicht. Und außerdem ließ Susanne sich seit einiger Zeit nicht mehr bei mir blicken.

Jedenfalls kann ich mich mit Karen viel besser über bestimmte Sachen unterhalten als mit Susanne. Zum Beispiel über meinen geplanten Auszug aus dieser Wohnung. Ich will raus hier. Ich glaube, diese Wohnung hat mir nie richtig gehört. Irgendwie spukt immer noch der Geist von Parker hier herum, und dafür ist sie viel zu teuer. Außerdem hab ich mehr Geld ausgegeben als geplant, es scheint mir zwischen den Händen zu zerrinnen. Natürlich bin ich lange noch nicht pleite, aber das Wohnen hier bringt nichts, und da kann ich auch genauso gut ausziehen. Ich halte schon Ausschau nach einer geeigneten Wohnung, aber es eilt nicht, denn einen Nachmieter für diese Wohnung finde ich jederzeit, also muss ich nichts überstürzen.

Als Karen spät am Samstag bei mir vorbeikam, lagen meine Tarotkarten schon auf dem Küchentisch ausgebreitet. Ich hatte schon ein bisschen geübt, um in Schwung zu kommen, denn ich bin schließlich keine gelernte Wahrsagerin. Und außerdem glaube ich nicht an das Zeugs.

Sie starrte fasziniert auf die Karten.

"Ich wollte mir zuerst ein Kopftuch umbinden", sagte ich zu Karen. "Damit es echter aussieht..."

"Fragen sie Frau Irma..." Karen musste lachen, starrte aber immer noch fasziniert auf die Karten.

Natürlich wusste ich nicht viel über das Kartenlegen. Ich hatte zwar ein Buch, in dem so einiges an Deutungen drinstand – das Buch hatte es gratis zu den Karten gegeben – aber es war ziemlich anstrengend, immer nachzulesen, an welcher Position welche Karten welche Bedeutung hatten.

Aber ich konnte anderen Leuten so einigermaßen was vormachen. Weil ich sie kannte und wusste, was sie so im Unterbewusstsein wollten.

Allerdings wollte Karen nichts über sich wissen, sondern ich sollte mir selber die Karten legen. Ungewöhnlich, dass jemand nichts über sich und seine Zukunft wissen will. Na gut, ich tat ihr den Gefallen, sie wollte wahrscheinlich eine Demonstration meines Könnens sehen. Na ja, ich wusste nicht so recht...

Ich legte also mit zehn Karten das sogenannte keltische Kreuz.

Karte 1 beschreibt die allgemeine Lage, die Ausgangsposition, das Thema, die Frage, um die es geht.

Karte 2 erläutert die Aussage von Karte 1. Dies kann entweder ein bekräftigender, aber auch ein gegensätzlicher Faktor sein, hängt aber mit der Frage zusammen.

Karte 3 gibt Hinweise darauf, wie der Fragesteller über das Problem denkt, seine Annahmen und Überzeugungen, vielleicht auch seine Hoffnungen und Wünsche, soweit sie ihm selbst bekannt und bewusst sind:

Karte 4 bezieht sich auf das Unbewusste des Fragers, die ihm unbekannte Ursache des Problems, uneingestandenen Wünsche und Sehnsucht, verborgenen Einflüsse, die zur Ausgangssituation geführt haben.

Karte 5 gibt Hinweise auf die Vergangenheit und bis hin zur Kindheit, überkommene Hoffnungen, Einstellungen, Ängste, manchmal auch auf bestehende Beziehungen, die möglicherweise nicht mehr tragfähig sind:

Karte 6 bezieht sich auf die unmittelbar bevorstehende Zukunft, Aufgaben, die bald zu bewältigen sind, Einflüsse, die wichtig werden, oder auch neue Beziehungen, die sich anbahnen. Karte 6 ist sehr wichtig.

Karte 7 vermittelt einen Einblick in die Person des Fragestellers. Sie kann aussagen, wie er wirklich ist, aber auch, welches Bild er von sich hat

Karte 8 spiegelt das äußere Umfeld des Fragers, der Eindruck, den andere von ihm haben, seine Wirkung nach außen

Karte 9 zeigt die subjektiven Erwartungen des Fragenden in Bezug auf das Thema. Dies können realistische bzw. überzogene Hoffnungen, aber auch berechtigte bzw. unangebrachte Ängste sein, die auf das Handeln und damit auf die Lösung des Problems großen Einfluss haben können.

Karte 10 erscheint schließlich als das Endergebnis, als das Ziel der Auslegung, die in die entferntere Zukunft weisende Antwort auf die Fragestellung.

 

So also steht das in meinem schlauen Buch. Wortwörtlich.

Man soll die Karten ganz langsam und gefühlvoll mischen und sich voll auf die Frage konzentrieren. Aber was ist die Frage? Da ich eine Frau bin, ja irgendwie bin ich eine Frau, kann die Frage nur heißen: Werde ich mich verlieben? Oder: Werde ich die Liebe kennen lernen? Natürlich ist das saublöd und kindisch. Aber faszinierend irgendwie.

Ich konzentriere mich also voll auf die Fragestellung und mische die Karten. Es sind eine Menge Karten, nämlich 22 große Arkanen und 52 kleine Arkanen. Wirklich eine Menge Karten, und ich habe alle Hände voll zu tun mit dem Mischen. Bis ich sie schließlich auslege.

Okay. Dann lass uns doch mal schauen. Karen betrachtet mich und die Karten aufmerksam.

Position 1 Ausgangsposition...

Der Stern

Die allgemeine Bedeutung dieser Karte:

Der Stern der Hoffnung und der Erkenntnis strahlt über einer nackten Frau, die aus zwei Gefäßen Wasser, das Sinnbild der Inspiration und Erleuchtung, ausgießt. Eine Atmosphäre von Vertrauen, Heiterkeit und Zuversicht liegt über der Szene. Der Stern in einer Auslegung ist immer eine Glückskarte...

Die spezielle Bedeutung an dieser Position:

Sie können in Bezug auf Ihre Fragestellung voller Hoffnung sein.

 

Ich blinzle Karen zu und sage: "Na, das fängt ja gut an!"

 

Position 2 – erläutert die Aussage von Pos. 1

Zwei der Kelche

Die allgemeine Bedeutung dieser Karte:

Die beiden sich zuneigenden Kelche können eine romantische Verliebtheit oder Heirat, aber auch auf tiefe Freundschaft symbolisieren. Nach Zeiten der Auseinandersetzungen und Missverständnisse vermittelt sie Hoffnung auf eine Wiederannäherung, Verständigung und Versöhnung...

Die spezielle Bedeutung an dieser Position:

Eine neue, gefühlsmäßige Bindung oder aber die Versöhnung in einer bestehenden Beziehung steht im Mittelpunkt Ihrer Frage.

 

Na, ich weiß nicht... Mit wem sollte ich mich aussöhnen? Wen sollte ich wohl heiraten. Da kommt keiner in Frage.

 

Position 3 – Hoffnungen und Befürchtungen des Fragestellers

Drei der Schwerter

Die allgemeine Bedeutung dieser Karte:

Düstere Wolken und ein von drei Schwertern durchbohrtes Herz zeigen überdeutlich, was diese Karte zu bedeuten hat: Ein großer, möglicherweise völlig unerwarteter Schmerz trifft Sie. Sie fühlen sich einsam, zurückgewiesen, enttäuscht und im Stich gelassen. Vielleicht hat jemand Ihr Vertrauen missbraucht und sich gegen Sie gestellt. Es könnte auch sein, dass Sie nicht das Opfer sind, sondern selbst anderen Enttäuschungen und Verletzungen zufügen. Bemühen Sie sich deshalb, sich und anderen zu verzeihen!

Die spezielle Bedeutung an dieser Position:

Ihr ganzes Denken kreist um die Verletzung, die Sie erlitten haben.

 

Verdammt, könnte das meine Mutter meinen, und die Verletzungen, die sie mir zugefügt hat? Und dann habe ich andere Leute verletzt. Mir wird mir etwas seltsam zumute.

 

Position 4 - Das Unbewusste des Fragenden

Der Mond

Die allgemeine Bedeutung dieser Karte:

Der Mond gehört dem Reich der Nacht an, der dunklen Seite, die Ängste weckt, aber auch eine starke Faszination ausübt. Im Tarot ist der Mond die klassische Karte der Angst, gepaart mit Verzauberung. In einer Auslegung sollten Sie immer beide Seiten bedenken: die Chance zu ungewöhnlichen, aus der Intuition gespeisten Erkenntnissen, denen ungewöhnliche, unerwartete Taten folgen können, aber auch Ängste, Verwirrung, Bedrückung und Unsicherheit.

Die spezielle Bedeutung an dieser Position:

Ein unerklärliches Grundgefühl von Angst und Beklemmung beherrscht Sie. Möglicherweise leiden Sie unter schlimmen Träumen.

 

Oh ja, ich leide unter schlimmen Träumen.

 

Position 5 - Das war davor

Der Herrscher

Die allgemeine Bedeutung dieser Karte:

Der Herrscher ist eine respekteinflössende Figur, die fest und unbeugsam auf ihrem Thron sitzt. Im Schutz des Herrschers ist man sicher, aber auch eingeengt. In einer Auslegung verkörpert der Herrscher das männliche Autoritätsprinzip. Er kann eine Person in Ihrem Leben darstellen, die Befolgung von Regeln verlangt und Ihrem Leben dadurch Struktur und Ordnung gibt. Das kann Ihr leiblicher Vater sein, aber auch eine als streng und konsequent erlebte Mutter, ein Lehrer, Richter oder eine sonstige Amtsperson sein.

Die spezielle Bedeutung an dieser Position:

Welche Autoritätspersonen gab es in Ihrem Leben, insbesondere in Ihrer Kindheit? Haben Sie sich dadurch eingeengt und kontrolliert oder eher beschützt gefühlt?

Oh nein, ich habe mich beschissen gefühlt und überhaupt nicht beschützt. Wieder ist meine Mutter gemeint. Aber das doch alles Quatsch

 

Position 6 - Das kommt danach

Die Liebenden

Die allgemeine Bedeutung dieser Karte:

Diese Karte hat zwei unterschiedliche Bedeutungen, die je nach Fragestellung Gültigkeit haben. Zunächst das Offensichtliche: zwei Liebende, die sich einander zuwenden und die sich gegenseitige Erfüllung schenken. Sowohl die tiefen Gefühle als auch die intensive körperliche Anziehung finden Ausdruck. Auf der anderen Ebene sind die Liebenden auch ein Symbol für jede gefühlsbetonte Beziehung, wie sie etwa zwischen Eltern und Kindern besteht oder zwischen Menschen, die sich in tiefer, unverbrüchlicher Freundschaft verbunden sind. Denkbar ist auch die Verbindung des männlichen und weiblichen Anteils der Persönlichkeit...

Die spezielle Bedeutung an dieser Position:

In der näheren Zukunft werden Sie sich verlieben, eine wertvolle Freundschaft anknüpfen oder eine wichtige Entscheidung treffen.

 

Eine recht ungenaue Aussage. Und wer zum Teufel sollte das sein, diese Person?

 

Position 7 - Die Person des Fragenden

Acht der Stäbe

Die allgemeine Bedeutung dieser Karte:

Nach einer Zeit, die von Zögern, Nachdenken und Unschlüssigkeit, vielleicht sogar Stagnation geprägt war, ist jetzt die Zeit des Handelns gekommen. Vielleicht entschließen Sie sich von sich aus, etwas zu ändern und Neues auszuprobieren. Es könnte aber auch sein, dass Sie überraschende Neuigkeiten erfahren, die unerwartete Lösungen verheißen. Seien Sie offen für unkonventionelle Ideen, die neuen Schwung in Ihr Leben bringen können.

Die spezielle Bedeutung an dieser Position:

Überwinden Sie Ihre Ängstlichkeit und bereiten Sie sich aktiv auf etwas Neues vor.

 

Nun denn, ich bin offen für alles Neue...

 

Position 8 - Das äußere Umfeld des Fragenden

Der Gehängte

Die allgemeine Bedeutung dieser Karte:

Das, was Ihnen so wichtig und unentbehrlich erscheint, was Sie unbedingt haben und auf Biegen und Brechen erreichen wollen, bleibt oft so lange unerreichbar, bis Sie innerlich loslassen, zur Ruhe kommen und sich auf sich selbst besinnen. Hektische Aktivität und Verbissenheit führen zu nichts. Bemühen Sie sich um Gelassenheit! Sehen Sie die Dinge einmal aus einer anderen Warte, wenn möglich auch aus der Sicht der anderen! Bringen Sie den Mut auf, unrealistische Hoffnungen und Träume aufzugeben, wenn es sein muss, unglückliche Beziehungen zu lösen! Verzicht heißt das Zauberwort des Hängenden.

Die spezielle Bedeutung an dieser Position:

Für Ihre Umwelt erscheint ein Umdenken erforderlich.

 

Das ist nichtsagend.

Position 9 - Das subjektiven Erwartungen des Fragenden

Der Turm

Die allgemeine Bedeutung dieser Karte:

In einer Auslegung deutet der Turm immer auf einen plötzlichen, oftmals unerwarteten, gewaltsamen Wandel. Wie Sie ihn auch erleben, ob er Ihnen aufgezwungen wird oder ob Sie ihn selbst hervorrufen, etwa durch einen unkontrollierbaren Gefühlsausbruch oder die blitzartige Erkenntnis, dass Sie so nicht weiterleben können: es wird Sie aus der gewohnten Bahn werfen. Das Gleichgewicht Ihres Lebens, das Sie vielleicht unter großen Mühen hergestellt haben, bricht zusammen. Jetzt ist der Zeitpunkt, der Wahrheit ins Auge zu sehen und sich von Lebenslügen zu befreien. Beziehungen, ungute berufliche Verhältnisse. Stellen Sie sich der Angst, die zwangsläufig in solchen Zeiten auftritt, und akzeptieren Sie mutig die Schritte, die Sie unternehmen müssen, damit Sie nicht nur Chaos, sondern auch Befreiung und Wachstum erleben...

Die spezielle Bedeutung an dieser Position:

Die Stunde der Wahrheit kann Sie mit Hoffnung, aber auch mit Ängsten erfüllen

 

Hmmm... Da krieg ich ja richtig Angst.

 

Position 9 - Das subjektiven Erwartungen des Fragenden

Acht der Schwerter

Die allgemeine Bedeutung dieser Karte:

Sie empfinden Ihre derzeitige Situation als ausweglos. Äußere Umstände schränken Ihre Handlungsfreiheit so sehr ein, dass Sie sich hilflos und ausgeliefert fühlen. Vielleicht sind Ihre Möglichkeiten zur Zeit tatsächlich sehr schwierig und eingeschränkt. Es könnte aber auch sein, dass Ihre Lebensumstände gar nicht so unerträglich sind und Sie sich dennoch festgefahren fühlen. Überlegen Sie, wie Sie selbst durch eine negative Grundhaltung zu dieser schwierigen Situation beigetragen haben! Wenn Sie sich um eine objektive Analyse bemühen, werden Sie feststellen, dass es fast immer Auswege und Wahlmöglichkeiten gibt...

Die spezielle Bedeutung an dieser Position:

Angst vor dem Verlust Ihrer Freiheit und vor Orientierungslosigkeit, Hemmungen, so zu sein, wie Sie sind, spielen in Ihrem Leben eine zu große Rolle.

 

Aber wie bin ich?

 

Position 10 - Das Ziel der Auslegung

Die Welt

Die allgemeine Bedeutung dieser Karte:

Die Welt, dargestellt als weibliche Gestalt im Mittelpunkt des Kosmos, der alles zu Füßen liegt, ist die höchste Trumpfkarte des Tarot. Sie strahlt Sanftmut, aber auch großes Selbstvertrauen aus. In einer Auslegung ist die Welt immer Ausdruck höchsten Glücks. Ein Mensch hat seinen Platz im Leben und seine eigene Mitte gefunden. Er fühlt sich eins mit sich, seiner Umwelt und dem Universum. Er nutzt seine Gaben zum eigenen Wohl und zum Wohl anderer...

Die spezielle Bedeutung an dieser Position:

Sie können sich an dieser Position keine bessere Karte wünschen. Sie werden das, was Sie sich wünschen, erreichen, falls das wirklich gut für Sie ist, und falls nicht, etwas noch viel Besseres!

 

Falls nicht, etwas noch viel Besseres! Meine Fresse, das ist gut, das ist sehr gut. Nur seltsam, dass ich gar nicht weiß, was ich mir wünschen soll und was gut für mich ist...

 

Nun ja, das war die Kartenlegung, und ich bin wirklich verblüfft. Und ich glaube, Karen ist noch viel verblüffter als ich.

Den Rest des Abend verbringen wir mit Deutungen für Karen, aber da kommt nichts eindeutiges bei rum.

Wir gehen nicht mehr aus, sondern legen uns in mein Bett, um zu schlafen.

Ich mag sie, ich liege hinter ihr und berühre in einer seltsamen Anwandlung zart ihre Brüste, was sie aufstöhnen lässt. Sofort bereue ich es. Ich glaube, Karen ist eine wirklich geile Frau, die sich auch von anderen Frauen befriedigen lassen würde – oder vielleicht nur von mir? Aber ich will das nicht, sondern ziehe mich zurück, denn ich bin einfach unheilbar auf Männer fixiert, zumindest körperlich. Schade irgendwie.

"Sag’ mal, findest du mich irgendwie männlich?" Das frage ich sie am Morgen beim Frühstück.

"Irma, Schatz, du bist einfach unheilbar weiblich. Du bist wahrscheinlich der Inbegriff des Weiblichen." Karen sagt das lächelnd, sie hat wohl nicht viel mitgekriegt heute Nacht, das hoffe ich jedenfalls.

"Tatsächlich? Ich fühle mich so absolut nicht weiblich.”

"Quatsch, du bist es! Aber Madame, die empfinde ich als total männlich!" sagt Karen im Brustton der Überzeugung.

"Da könntest du recht haben."

"Weißt du übrigens, dass Madame dich unheimlich erotisch findet?"

"Häääh!!! ...Oh mein Gott!!!" Ich muss vor Lachen und Entsetzen prusten.

"Das hat sie mir erzählt. Ich glaube, sie will es jetzt mal mit einer Frau versuchen..."

"Mir wird ganz anders. Nein danke, das geht einfach nicht Und wieso wollen die Frauen immer was mit mir anfangen. Bei Susanne war es auch so."

"Es ist wahrscheinlich das Weibliche, was sie anzieht."

Ich, der Inbegriff des Weiblichen? Das kann ich Karen einfach nicht glauben. Ich fühle mich so absolut nicht weiblich...

 

"Sag mal, wie ist denn eigentlich der Typ, bei dem du immer freitags bist?" fragt Karen mich irgendwann nach dem Frühstück.

"Schwer zu sagen", ich zögere, denn das ist wirklich schwer zu sagen. "Er sieht fantastisch aus, er könnte wahrscheinlich jede Frau kriegen, aber ich schätze mal, er will sich nicht näher mit einer Frau einlassen. So gefühlsmäßig."

"Und da besteht bei dir keine Gefahr?" fragt Karen aufmerksam.

"Der verliebt sich nicht! Und in mich schon mal gar nicht! Und wenn ich mich in den verlieben würde... ja ich glaube, das wünscht er sich, aber ich bin doch nicht bekloppt!"

Karen lächelt skeptisch. Klar, sie kann sich nicht vorstellen, was Hardy und ich für ein Verhältnis zueinander haben. Ist ja auch ein recht ungewöhnliches Verhältnis.

Ich muss Hardy fragen, ob er mich weiblich findet. Nein besser nicht, das ist viel zu persönlich. Er könnte denken, ich wollte was von ihm.

Ende Kapitel 19

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Kapitel 20

Oktober – GAMES (Achtung, absolut nicht jugendfrei!)

"Um was sollen wir spielen?" Hardy biss sich auf diese dekorative Art und Weise in seine Unterlippe, die ich so mochte. Ich meine die Art und Weise. Na gut, die Lippen natürlich auch.

Es war früher Samstagmittag. Ich war schon richtig angezogen, und eigentlich war ich schon länger bei ihm als beabsichtigt, aber ich hatte nichts besonderes vor und er anscheinend auch nicht. Und dieser Billardtisch war so überaus faszinierend…

Ich überlegte. Ja, um was? Und würde ich gewinnen können? Ich war mir ziemlich sicher, dass ich jeden im Billard schlagen konnte, ich hatte einen guten Lehrmeister gehabt, Parker natürlich, und auch gegen den hatte ich schon gewonnen. Aber es würde schwer werden, denn mein Hauptproblem war die Konzentration. Meine Gedanken schweifen ganz leicht ab – ist das Frauenart? – und dauernd denke ich an etwas anderes. Und jetzt mit Hardy als Zuschauer wäre ich bestimmt noch mehr abgelenkt. Es käme auf den Wetteinsatz an.

"Was schwebt dir denn so vor?" fragte ich vorsichtig.

"Erst du", sagte er heimtückisch lächelnd.

"Weiß nicht.... Gib mir ’ne Pizza aus." Das war wirklich ein verwegener Wunsch von mir. Er hatte mich noch nie eingeladen zu irgendwas. Wir hatten immer getrennte Rechnungen, wenn wir im Jedermann waren, und ich war überzeugt davon, er machte das mit Absicht, nur um mich fühlen zu lassen, wie scheißegal ich ihm war. Allerdings hatte ich auch noch nie zugelassen, dass er für mich bezahlte, ich wollte einfach nicht riskieren, dass er mich hämisch ansah und sich dann weigerte, für mich zu bezahlen. Nein, dieses Risiko wollte ich nicht eingehen.

"Okay." Seine Stimme klang gelassen, und ich wunderte mich schon, dass dieser Geizhals, egal ob in gefühls- oder in finanzmäßiger Beziehung so ein gewaltiges Risiko einging – und dazu für ein so unwürdiges Weib wie mich – denn wenn er das Spiel verlor, dann musste er mindestens zehn Mark für mich bezahlen.

"Wenn ich gewinne, dann darf ich dich rasieren." sagte er grinsend.

"Wieso? Ich hab doch gar keinen Bart..." Dann kapierte ich es. Er wollte mich da unten rasieren, an meiner intimsten Stelle.

"Okay", sagte ich lässig. aber ich war lange nicht so lässig, wie meine Stimme klang. Ich musste ihn besiegen. Und dazu war es nötig, dass wir die Regeln festlegten. Denn so manches Billardspiel ist verlorengegangen, weil die schwarze Kugel am Ende in ein falsches Loch gegangen ist. Es gibt ja so viele verschiedene Regeln.

Wir einigten uns also auf normales Kneipenbillard. Einer spielt die vollen, und einer spielt die halben. Die schwarze Kugel muss im gleichen Loch versenkt werden, in dem die jeweils letzte volle oder halbe Kugel versenkt worden ist.

Ich überließ ihm den Anstoß, ich bin nämlich nicht sehr gut im Anstoß. Dazu fehlt mir einfach die Kraft und eine gewisse Koordination des Körpers. Der Anstoß ist mein schwächster Stoß. Ist wohl auch so eine Weibersache... Ich bin eher gut in sehr feinen Stößen.

Hardy versenkte beim Anstoß direkt zwei Kugeln, blöderweise direkt zwei Volle, und er entschied sich natürlich auch für die Vollen. Klar...

Der Rest von den Vollen war Gott sei Dank so verbunkert, dass er nicht direkt drankam und einfach mitten in den Pulk hineinschoss.

Danach war ich dran. Bei der Schießaktion hatte er zwei Halbe wunderbar für mich freigelegt, und ich versenkte die eine und legte die andere vor das gleiche Loch. Ich hatte nämlich keine Chance, danach weiterzumachen und wollte ihm lieber die weiße Kugel so hinlegen, dass er absolut nichts damit anfangen konnte.

Er schaute mich misstrauisch an. Wahrscheinlich hielt er es für einen Zufall, dass die weiße so schlecht lag und er nicht direkt einlochen konnte.

Daraufhin legte er mir die weiße Kugel genauso beschissen hin, so dass ich nur eine meiner Halben näher an ein Loch spielen konnte.

Es sah verdammt noch mal so aus, als würde das ein rein taktisches Spiel werden.

Nach einer Viertelstunde hatten wir zumindest gleich viel Kugeln eingelocht. Und ich beschloss, ein bisschen auf Risiko zu spielen. Was hatte ich auch schon großartig zu gewinnen... Oder zu verlieren?

Ich versuchte nicht, die Kugel direkt ins Loch zu spielen, denn ich hätte sie in einem fast unmöglichen Winkel treffen müssen und dafür war sie eigentlich zu weit weg, nein, ich knallte sie von weitem ein bisschen schräg an, so dass sie an die Bande krachte und schnurstracks zu mir herüber schoss und haargenau in dem Loch auf meiner Seite landete.

Geiler Stoß! Ich hätte in die Luft springen können vor Vergnügen!

Hardy sah mich wieder von der Seite her an. Ich tat ganz unbeteiligt.

Ist natürlich Glückssache, so ein Stoß, aber manchmal kann er durchaus klappen.

Hardy schob sich an mich heran und tätschelte meinen Hintern. Aha, er wollte bescheißen, mich ablenken. Und blöderweise ließ ich mich auch von ihm ablenken.

Den nächsten Stoß versiebte ich, und dabei war es ein ganz einfacher Stoß gewesen. Mist aber auch!

"Du sollst mich nicht ablenken", sagte ich erbost zu Hardy, der wieder so heimtückisch grinste.

"Von Ablenkung stand aber nichts in den Regeln."

Verfluchter Hund! Er war also wieder dran, und nachdem er zwei von seinen Kugeln nacheinander eingelocht hatte, scheiterte er knapp – die Kugel blieb am Rand des Mittellochs hängen – und so kam ich wieder dran.

Diesmal würde ich mich nicht von ihm ablenken lassen. Ich versenkte meine letzten drei Kugeln glatt, und ich muss wirklich sagen, dass ich in meinen besten Augenblicken ein geniales Billard spiele, leider fehlt mir die Konstanz.

Aber heute würde ich gewinnen. Heute würde ich ihn fertig machen. Um den Preis einer Pizza.

Die schwarze Kugel lag praktisch direkt vor dem Loch, in das sie hineinmusste, und die weiße hatte ich beim letzten Stoß durch geschicktes Anschneiden direkt dahinter gelegt.

Ich bin genial. Ich kann jeden Mann besiegen!

Ich musste mich zwar weit über den Tisch beugen, um die schwarze Kugel einzulochen, aber es war ein sicherer Stoß. Absolut kein Problem.

Und dennoch zitterte mir die Hand. Es konnte nicht sein. Der Stoß war so bombensicher, ich musste keinen Winkel berechnen, die weiße Kugel lag direkt hinter der schwarzen, ich musste nur geradeaus spielen, und die schwarze war im Loch.

Und ich Idiotin war so überzeugt von meinem Sieg, dass ich vergaß, der weißen Kugel etwas Effet zu geben, damit sie nicht der schwarzen hinterher rollte. In das Loch. Ein bisschen Unterschnitt nur, ein bisschen die weiße Kugel unterhalb der Mitte treffen, und sie würde die schwarze zwar ins Loch stoßen, aber gleichzeitig an ihr abprallen, zurückrollen und dann genau an der gleichen Stelle wie vorher liegen bleiben.

Schön! Wirklich schön!

Was war mit mir los? In Zeitlupe sah ich die weiße Kugel der schwarzen hinterher rollen und im Loch verschwinden. Fassungslos sah ich ihr hinterher. Ich hatte verloren.

Ich hatte verloren! Und durch so einen Mist! Es war beschämend, und ich stand da wie vom Donner gerührt.

Oder hatte ich absichtlich verloren? So im Unterbewusstsein? Denn so ein Stoß kann einem nicht misslingen, es sei denn, man wäre eine Vollidiotin. Oder geil auf irgendwas.

"Ich hol schon mal den Rasierer", Hardys spöttische Stimme holte mich aus meinen Überlegungen.

Na gut, ich hatte verloren.

Und ich ging schon mal vor in sein Schlafzimmer, zögernd zwar, aber ich hoffte, er würde mir nicht anmerken, dass ich irgendwie Angst hatte. Nein nicht Angst vor ihm, vor seinem Körper hatte ich keine Angst – dem Rest konnte man allerdings nicht trauen – nein ich hatte Angst vor meinem Körper und seiner Reaktion auf das, was Hardy mit mir vorhatte. Ich hatte Angst, dass ich überreagieren würde, denn ich hatte jetzt schon ein richtig warmes Gefühl zwischen den Beinen, und ich hatte so den Verdacht, dieses Gefühl würde noch wärmer werden.

Oh Mann, es hatte was Masochistisches irgendwie, und ich hatte keine Ahnung, ob ich drauf stehen würde.

Also tat ich unbeteiligt und legte mich erst mal aufs Bett, ohne mich auszuziehen. Vielleicht würde Hardy das für mich übernehmen. Wenn ich es selber täte, könnte er denken, ich wäre geil auf das, was er vorhatte.

Das Blöde war: Ich war anscheinend wirklich geil, so hilflos geil und ach soooo willig.

Mein Gott! Hatte ich deswegen verloren? Schande über mich.

Hardy kam erst nach einer Weile, er hatte im Badezimmer noch ein paar Sachen geholt, die er aufs Bett legte und die ich nicht anschauen wollte. Ich hielt meine Augen demonstrativ geschlossen.

Ich hörte, wie er eine Kassette auflegte, es war die, auf der auch Level 42 war, und dann kam er langsam näher, musikalisch untermalt von dem Stück ‚Film Theme’ von Simple Minds. Ein bombastisches Stück, rein instrumental. Ein Wahnsinnsstück.

"Willst du dich nicht ausziehen?"

Also wollte er das nicht für mich übernehmen. Scheiße. Ich brummelte irgendwas vor mich hin, richtete mich auf und fing dann langsam an, meine Hose auszuziehen. Dann mein T-Shirt und so weiter. Er beobachtete mich dabei, und wieder fühlte ich dieses warme Gefühl zwischen den Beinen, und ich guckte gespielt gleichgültig an die Decke, als ich mich wieder hinlegte.

Als er anfing sich auszuziehen, machte ich die Augen zu. Ich wollte nichts von allem sehen, weder vom ihm, noch von den Sachen, die er mitgebracht hatte.

Er legte mir ein Kissen unter meinen Hintern und zwängte sich dann mühelos zwischen meine Beine, die ich eigentlich fest zusammengepresst hatte.

"Willst du denn überhaupt?"

"Spielschulden sind Ehrenschulden", meine Stimme klang leicht zittrig. Ich hoffte, er würde auch das nicht bemerken. Warum fragte er erst jetzt, jetzt wo ich schon wie auf einem Präsentierkissen vor ihm lag...

Er hockte jetzt zwischen meinen Beinen, und ich kriegte auf einmal noch ein wärmeres Gefühl zwischen den Beinen Wie konnte das möglich sein.

Ich hörte eine Schere, er schnitt mir tatsächlich meine Locken ab. Vor Schreck wollte ich meine Beine wieder zusammendrücken, aber das ging natürlich nicht. Ich war ihm hilflos ausgeliefert. Allmählich überkam mich eine leichte Panik, und das wollüstige Gefühl, das sich in meiner Scham zusammenbraute, war vollkommen unerwartet in seiner Intensität. Ich fing leicht an zu stöhnen, was ich gar nicht wollte.

Er war anscheinend mit dem Schneiden fertig. Ich hörte ein Zischen und spürte etwas Kühles auf mir. Etwas Kühles, das schnell wärmer wurde und anfing leicht zu brennen, nein brennen war der falsche Ausdruck, es juckte und das an meiner intimsten Stelle.

Wieder versuchte ich die Beine zusammenzupressen, und wieder konnte ich es nicht, weil er es verhinderte. Und das Gefühl aus Wollust und Hilflosigkeit wurde immer stärker.

Er fing an, mit einem Rasiermesser vorsichtig herumzuhantieren. Oh Gott...

Er steckte einen Finger in mich und legte den Daumen auf meinen empfindlichsten Punkt. Ich hörte ein leises Schaben. Oh Gott....

 

Das Stück fing an mit einem langen intensiver werdenden Brummen, dann folgte ein lauter Schlag auf die Drums, und dann kam sofort Marks dröhnender Funkbass begleitet von den Drums.

Mark King soll einer der besten Funkgitarristen der Welt sein.

Verschwommen hörte ich Level 42, die gerade ‚LOVE GAMES’ spielten. Schöne love games, schöner Text... schönes Stück....

Marks Funkdaumen ist berühmt und berüchtigt...

Schätze mal, Hardys Daumen ist auch berühmt und berüchtigt, aber nicht für Funk, sondern fürs Ficken.

As I watch your face

I can see my life go by

Ich kam mir vor wie ein ausgenommenes Hähnchen, das gerade gewürzt wird, und das war so pervers, so schrecklich, dass ich ihn wohl anflehte, aufzuhören. Jedenfalls hörte ich, wie jemand nein, nein rief und schluchzte. Das war dann wohl ich. Dann hörte ich wie jemand was anderes rief, nämlich bitte, bitte, fick mich endlich, das muss ich dann wohl auch gewesen sein.

You mean everything to me

Just can't take no more

"Immer mit der Ruhe Entspann dich!" Auch seine Stimme hörte sich erregt an, und ich öffnete kurz die Augen, um ihn anzuschauen. Er hockte dort wie eine fremde machtvolle Gestalt, schamlos und erschreckend, zielbewusst und unerbittlich, er sah aus wie eine marmorharte Statue und leuchtete golden und barbarisch zwischen meinen Schenkeln, und er schaute mich an, und dieser Blick hatte so einen animalischen und fremden Glanz, dass ich unwillkürlich erschauerte.

Und ich sah seinen prächtigen Schwanz, der voll erregt war. Und den ich jetzt sofort in mir haben wollte. Animalisch, schamlos, zielbewusst und vor allem unerbittlich.

Throw a smile my way

And the pain I feel inside...

Komm doch, hörte ich mich winseln.

Turns to love for you

And I'm yours....

"Schon gut, schon gut."

Do lovers ever need to hide

The things they really feel inside…

Die herrliche Musik von Level 42 perlte und rieselte vor sich hin.

Wieder höre ich ein Zischen, es ist wohl wieder die Dose mit dem Rasierschaum, und dann spüre ich, wie er eine große Portion davon auf meinem Bauch gibt und den Schaum verreibt bis auf meine Brüste, und ich hole tief Luft, und muss stöhnen, er massierte meine Brustwarzen und ich will mich ihm vor Erregung entgegenbiegen, aber er drückte mich zurück und zieht dann eine Schaumspur hinunter zwischen meine Beine und fährt sanft mit seinen Fingern durch meine Spalte, bis ich fast wahnsinnig werde.

Ich will den verdammten Orgasmus, aber er verweigert ihn mir, er nimmt sich immer wieder zurück, hört auf, meine Brüste zu reiben, hört für Sekunden auf, mich zu berühren, bis ich schließlich nur noch wimmere.

I simply need you to need me

Can't you see...

Ich höre wieder ein Zischen und sehe verschwommen, wie er seinen Schwanz mit Rasiercreme aus der Dose besprüht... Himmel!

"Sei nicht so verkrampft und lass es zu."

Ich verstehe ihn nicht, mein Kopf will nichts mehr hören, mein Körper hat die Kontrolle übernommen und bestimmt alles. Lass es zu. Lass es zu. Was soll das bedeuten? Sei nicht so verkrampft. Gut, ich versuche gehorsam, mich zu entspannen, und im gleichen Augenblick stößt er in mich, so groß wie noch nie, er füllt mich aus, ich glaube, in diesem Augenblick füllt er mein ganzes Wesen aus. Ich bin nicht mehr verkrampft, sondern will mich besiegen lassen, will den Orgasmus nicht mehr herbeizwingen sondern ihn über mich hinwegrollen lassen – und mich womöglich von ihm zermalmen lassen.

Er bewegt sich zuerst nicht viel in mir, er hält ganz still und stöhnt. Ich kann es hören, und ich höre auch mein eigenes Stöhnen und Keuchen. Dann plötzlich fasst er mich um die Hüften, zieht sich kurz zurück und stößt dann tief in mich hinein, und wieder und wieder, bis er sich nach ein paar Stößen nicht mehr beherrschen kann und förmlich in mir explodiert, und in diesem Augenblick, als ich mich total entspannt habe, kommt es:

Eine dunkle samtige Woge voller Süße und Schmerz überschwemmt meinen Körper bis in die tiefsten Fasern und löscht alles andere aus.

Ich lasse mich total in den süßen Schmerz und die Ekstase hineinfallen, mein Körper und meine Seele oder mein Geist oder was auch immer werden eins, und es wird phallische Nacht um mich.

Jemand schreit. Wer von uns hat geschrien....

Ja wirklich, ich glaube, ich war für ein paar Sekunden oder sogar Minuten völlig weggetreten. Aber es kann nicht so lange gewesen sein, denn als ich wieder zu mir kam, schlug mein Herz immer noch sehr schnell, und mein Atem kam immer noch stoßweise. Und meine Beine zuckten immer noch unkontrolliert... Meine Güte...

Hardy lag noch auf mir, war immer noch in mir und machte auch keinerlei Anstalten, sich aus mir zu entfernen. Das wollte ich auch gar nicht.

Denn trotz dieses gewaltigen Orgasmus, eigentlich war es gar kein Orgasmus, weil ich so etwas noch nie erlebt hatte – es war etwas jenseits davon, unvorstellbar und anders als sonst – juckte es mich irgendwie immer noch. Der Rasierschaum wahrscheinlich, dieser verdammte stimulierende Rasierschaum. Kaum zu fassen. Normalerweise bin ich direkt nach einem Höhepunkt schwer zu erregen und brauche eine Pause, bis es wieder geht...

Ich bewegte mich unruhig unter Hardy, drängte mich an ihn und spürte, wie er in mir zuckte und spürbar wieder groß und größer wurde. Herrliches Gefühl....

Und ich fühlte mich so nackt, so leicht zugänglich ohne diese störenden Haare. Die Berührung zu seinem Unterkörper war noch viel intensiver als sonst, und schon alleine die Vorstellung meiner nackten Scham machte mich erschauern.

"Du hast es aber heute drauf, Süße!" Das waren seine anerkennenden Worte. Er nennt mich seit kurzem ‚Süße’, denn er kennt den Film Irma la douce, Irma heißt einfach nur Irma, und la douce heißt die Süße.

Endlich mal ein Lob von ihm.

Once I hoped to be

Your lover and your friend

Wieder Level 42. Das gleiche Stück. War es endlos auf der Kassette? Aber es war verdammt gut. Und er hatte es von mir...

but it turned into a game

I won't play no more….

 

Eine Stunde später, so um zwei Uhr verabschiedete ich mich von ihm. Ich hatte zwar nichts besonders vor, aber ich wollte ihm auf keinen Fall auf den Geist gehen. Ich war den ganzen Freitag Abend bei ihm gewesen, ich hatte seine Bücher inspiziert, wir hatten Musik gehört, wir hatten einen irren Film gesehen, nämlich ‚DER ROTE MONARCH’, einen englischen Film über Stalin, wirklich irre der Film, traurig und lustig zugleich – ich glaube Hardy und ich haben den gleichen Geschmack, was Filme angeht, unser Lieblingsfilm ist ‚Das Leben des Brian’ – wir hatten uns ‚geliebt’, und wir hatten Billard gespielt. Und ich hatte neben ihm geschlafen, gut geschlafen, und am späten Morgen hatten wir wieder Billard gespielt. Und gewettet hatten wir auch....

Es war schon verdammt viel Zusammensein gewesen. Und man soll gehen, wenn es am schönsten ist. Ich fragte natürlich nicht, was er so vorhatte. Fast hatte ich das Gefühl, er wollte mich nicht gehen lassen, aber das war bestimmt nur Einbildung. Er hatte bestimmt noch was vor. Vielleicht wollte er mit den Cobbers irgendwohin fahren. Vielleicht würde es auch wieder eine kleine Tröstungsaktion mit hinterherigem Armumlegen bei der Freundin eines Cobbers geben.

Allein die Vorstellung machte mich wütend auf ihn. Aber zumindest war ich mir sicher, dass er in den nächsten Stunden keinen mehr hochkriegen würde. Dafür war er zu geschafft....

Sogar in meinem Auto spürte ich noch meine Nacktheit, und ich bewegte mich unruhig auf meinem Sitz hin und her. Wenn das so weiterging, würde ich dauernd an ihn denken müssen. Nein, nicht an ihn, sondern an das, was er mit mir angestellt hatte.

Und die ganze nächste Woche hatte ich sogar im Büro noch dieses Nacktheitsgefühl, dieses Gefühl der guten Zugänglichkeit zu meiner Scham, und manchmal rutschte ich wollüstig auf meinem Bürostuhl herum. Es war ein gutes Gefühl. Pervers zwar irgendwie, aber gut..

 

Ende Kapitel 20  LOVE GAMES © Ingrid Grote 2004

 

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