LOVE GAMES  

Kapitel 11

August, Sonne, endlich Sonne... Und ich bin geil...

Zwei Stunden später erschien Susanne.

"Tolle Freundin bist du! Wie konntest du mich mit diesem Kerl alleine lassen?"

"Ich dachte mir, du solltest mal öfter reinhalten lassen", meinte sie süffisant.

"Wie meinst du das, reinhalten lassen?"

"Na eben reinhalten lassen."

"Ach so. Das... Aber wie kommst du darauf, dass ich mit ihm... Wir haben uns schließlich den ganzen Abend nicht mit dem Arsch angeguckt."

"Ihr habt euch ein bisschen zu auffällig nicht mit dem Arsch angeguckt", meinte Susanne vielsagend. "Wie gesagt, ich finde, du bist viel zu seriös, solltest wirklich öfter reinhalten lassen."

Ich glaube, ich werde ihren Rat beherzigen. Ich muss lockerer werden.

"Wie wär’s, Baby, wenn ich dich nachher zum Essen einlade? Ich muss noch mein Auto abholen, und da ist ein netter Chinese in der Nähe." Irgendwie habe ich gute Laune.

"Au ja, chinesisch", freut sich Susanne.

"Und die haben da ein Gericht mit acht verschiedenen Zitaten. Ich glaube, das ist ziemlich interessant."

"Mit acht Zitaten?" Susanne kapiert schnell und muss lachen. "Auf chinesisch?"

"Ich hoffe nicht, dann könnte man ja gar nichts verstehen..."

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Am Montag ist natürlich das schönste Wetter, zum erstenmal in diesem Jahr, aber ich habe vorgesorgt und meine Badesachen schon am Sonntag Abend ins Auto gelegt. Endlich habe ich Vorteile durch meinen frühen Feierabend, und ich fahre direkt um zwei Uhr zum Freibad am See. Es ist mein Lieblingsfreibad. Es liegt, wie der Name schon sagt, direkt am See. Die drei Becken werden von einer Quelle gespeist, und das Wasser ist nicht geheizt, das bedeutet, es ist lausig kalt mit höchstens 15° Anfangstemperatur, nach ein paar heißen Tagen allerdings steigt die Temperatur auf satte 16°, was die meisten Männer immer noch so ‚klein’ macht, dass sie es kaum glauben können. Falls sie sich überhaupt ins Wasser trauen.

In den ersten Tagen ist es natürlich noch nicht so heiß, dass man ins Wasser gehen könnte. Ich liege einfach so auf meiner Decke und sonne mich, hole mir was zu trinken und sonne mich, denke nach, es ist noch schön leer, hat sich noch nicht herumgesprochen, dass schönes Wetter ist. Und sonne mich.

Drei Tage später ist das Wetter immer noch prächtig, und ich gehe ins Wasser, allerdings erst nach einer halben Stunde Vorbereitungszeit, erst die Füße und dann ganz langsam hineinsteigen und dann ganz langsam den Bauch und Rücken mit dem eiskalten Wasser befeuchten. Grässlich kalt, bibber.... Dann schnell hinein und zehn Minuten angestrengt schwimmen. An diesem ersten Tag im Wasser schwimmt tatsächlich eine Entenfamilie neben mir her, die sich wohl aus dem Stausee hierhin verirrt hat, Die Mutterente und die Entlein quaken vor sich hin.

Aber nach zehn Minuten muss man unbedingt raus aus dem Eiswasser, sonst stirbt man an Unterkühlung.

Aber diese extreme Abkühlung lohnt sich. Sie hält zwei Stunden vor, ich liege ermattet und ausgelaugt da, und die ganze Welt scheint sich unter mir zu drehen.

Die Erde dreht sich tatsächlich unter mir weg. Das ist ganz deutlich zu fühlen. und die Erde selber bewegt sich ja auch noch. Wie schnell ist sie? Ich glaube, sie ist 30 km schnell. Das ist die Strecke, die sie in einer Sekunde in ihrer Umlaufbahn zurücklegt. 30 km in der Sekunde, das ist schon verdammt schnell, da kann einem echt schwindelig werden. Und die Milchstraße mit der Sonne, die in diesem vollkommen aus der Mode gekommenen Spiralarm unserer Milchstraße liegt, ich glaube, das ist aus Per Anhalter durch die Galaxis, bewegt sich ja auch noch durch den Weltraum. Unendliche Weiten...

Mir wird wirklich schwindelig.

Vor Langeweile fange ich an, die Geschwindigkeit der Erde auszurechnen, habe leider keinen Taschenrechner dabei – diese sogenannten ‚Taschenrechner’ sind so groß, dass sie nur in größere Taschen passen – sondern nur einen Kugelschreiber und ein Blatt Papier.

Also, die Erde ist im Durchschnitt 150 Millionen Kilometer von der Sonne entfernt. In Zahlen: 150.000.000, diese Entfernung nennt man Astronomische Einheit, abgekürzt AE. Wie berechnet man jetzt den Umfang der Sonnenbahn? Irgendwas mit Pi. Ich glaube 2R x Pi. Also 300.000.000 x Pi, Pi das ist ungefähr 3,14, ergibt, verdammt sind das viele Nullen... Gut, die Umlaufbahn der Erde um die Sonne betragt 942 Millionen Kilometer. Und diese Strecke legt die Erde in einem Jahr zurück. Ein Jahr hat 365 Tage.

942 Kilometer, quatsch 942 Millionen Kilometer geteilt durch 365 Tage, ergibt, heiliges Kanonenrohr, 2.580.822 Kilometer, aufgerundet. Gut, der Tag hat vierundzwanzig Stunden. Die 2.580.822 geteilt durch vierundzwanzig, ergibt 197.534, abgerundet. Das legt die Erde in der Stunde zurück.

So schnell! Das kann nicht sein. Ich teile weiter durch 60 Minuten und erhalte ungefähr 1.792 Kilometer pro Minute. Wahnsinn! Ich teile noch mal durch sechzig und erhalte: 29,87, also fast dreißig. Ich habe natürlich eine Kreisbahn vorausgesetzt, in Wirklichkeit ist die Erdbahn eine Ellipse. Aber die Lehrbücher stimmen! Ich hab’s überprüft, das ist angewandte Mathematik und das alles ohne Taschenrechner. Gut dass ich noch auf die altmodische Art rechnen kann.

Besser könnte es auch kein Mathelehrer ausrechnen. Was der wohl gerade treibt? Bestimmt irgendwelche Schweinereien. Also vergessen wir ihn.

Eigentlich war Mathe immer mein bestes Fach auf der Realschule, jedenfalls im Vergleich zu Französisch, Französisch habe ich gehasst, aber man hat mich nicht aus diesem beschissenen Französischunterricht herausgelassen. Irma, du bist in den anderen Fächern so gut, also kannst du auch noch französisch lernen. Dabei war der Französischunterricht angeblich freiwillig. Und ich war nicht gut in den anderen Fächern weil ich gut war, sondern weil ich kurzfristig immer das Richtige gelernt hatte vor den Prüfungen. Und morgens immer gut abgeschrieben habe. Hab mich so durchgemogelt und war froh, als die Schule vorbei war. Ich hasse den Zwang, lernen zu müssen. Wenn, dann muss es freiwillig sein und mich interessieren.

Als ich um sechs Uhr in meinem wunderbar aufgeheizten Karmann-Ghia-Cabriolet sitze und nach Hause fahren will – endlich kann ich mit offenem Verdeck fahren – sehe ich im Spiegel hinter mir, ich fasse es nicht, Bruce mit einer Frau auf der anderen Straßenseite. Die beiden gehen wohl gerade in Richtung Freibad.. Bruce blickt nicht zu mir hin, und ich bin froh darüber. Wer ist wohl die Frau? Sieht ziemlich unscheinbar aus. Ich frage mich, wie ich so spurlos an ihm vorübergehen konnte. Immerhin hatten wir zweimal miteinander ... na ja als Sex würde ich das nicht bezeichnen, eher als Gerammel, und er hat mich nicht mehr angerufen. Seufzzz....

 

Susanne lässt sich nicht bei mir blicken, ich glaube sie hat einen neuen Freund, fragt sich nur wie lange, und deshalb beschließe ich am Dienstag, der eigentlich unser Ausgehtag ist – natürlich nicht so ein guter wie der Freitag – alleine auszugehen. Es ist so wunderbar heiß, man kann Sandalen anziehen, und auch die Nächte sind noch warm. Ich bin hübsch braun geworden, und meine Haare sind fast weiß, eigentlich sehe ich blendend aus. Ich ziehe tatsächlich einen Rock an, es ist mein einziger außer dem umgearbeiteten Satinbettbezug, aber das war nur ein Gag, es ist ein schwarzer enger Minirock, und dazu ziehe ich ein weißes geripptes ärmelloses Turnhemd an. Turnhemden gibt es nur in schwarz oder weiß, aber sie sind klasse und billig.

Ich gehe zu Fuß.

Im Café Klonck ist es angenehm leer, weil die meisten Leute draußen sitzen. Ich setze mich an die kleine Theke und bestelle Espresso und Sambucca. Die Hitze lässt den Sambucca gar nicht erst meine Kehle erreichen, er verwandelt sich vorher schon in alkoholischen Dunst, und ich muss lachen. Ich unterhalte mich ein bisschen mit dem Wirt und erzähle ihm das mit dem flüchtigen Sambucca.

Daraufhin gibt er mir noch einen aus.

Der flüchtige Sambucca knallt trotz seiner Flüchtigkeit ganz schön rein, ich bin irgendwie zufrieden, habe keinerlei Bedürfnisse, will niemanden kennen lernen und bin einfach nur glücklich. Ich wünschte nur, ich hätte eine lange Hose angezogen, denn auf dem Kunstleder des Barhockers schwitzt man irgendwie mit nackten Beinen, und man muss aufpassen, wie man sitzt. Bin eben kein Rocktyp.

Um halb zehn gehe ich wieder hinaus. Ich bin von dem Sambucca und der Hitze ganz schön angeheitert.

Mit mir zusammen geht ein recht dunkelhäutiger Typ hinaus, der wohl aus der hinteren Metzgerei, so nenne ich den großen Raum mit den Tischen, gekommen ist.

Wir laufen parallel nebeneinander her. Er will gerade in sein Auto steigen – übrigens ein wunderbarer Citroen DS, diese große schaukelnde Schildkröte – hat schon die Hand am Türgriff, da quatscht er mich doch tatsächlich an.

"Soll ich dich nach Hause fahren?" fragt er.

Dunkelhäutig war ein wenig untertrieben, er ist so schwarz wie Ebenholz und genauso schön.

"Klar, warum nicht..." Wieder eine meiner spontanen Entscheidungen. Manchmal denke ich, ich bin total bescheuert....

"Wie wär’s denn noch mit einem Kaffee?" fragt er mich, als wir vor meinem Haus angekommen sind.. Er spricht perfekt deutsch, besser als die meisten Deutschen.

"Na gut, aber nur kurz. Ich muss nämlich morgen früh aufstehen." Oh mein Gott, was tue ich da? Wird das wieder eine meiner fantastisch dämlichen Aktionen?

Er setzt sich ins Wohnzimmer, und ich mache den Kaffee. Ich bringe direkt zwei große Tassen aus der Küche mit, schalte den Fernseher ein, und wir sehen den Rest von Dallas.

Beim Kaffeetrinken überhalten wir uns über die körperlichen Vorzüge der Hauptdarsteller.

"Ich finde, du hast eine bessere Figur als Pamela", sagt er. Er heißt übrigens Felipe, ist recht groß, hat eine super Figur, eine adlerartige Nase, untypische schmale Lippen, und ist wahrscheinlich eine Mischung aus Afrikaner und Indianer. Und er ist anscheinend ein gebildeter Mann.

"Wirklich?" Ich bin erfreut, denn das habe ich eigentlich schon immer gedacht.

"Pamela hat zu wenig Hintern", meint Felipe, "und in der Relation dazu viel zuviel Busen. Ist zu topplastig."

Topplastig ist echt gut. Ich muss lachen. Wahrhaftig ein gebildeter Mann, der sich auskennt mit den Proportionen der Frauen.

Als Dallas kurz darauf zu Ende ist, lege ich eine meiner ruhigeren Kassetten auf. Wir hören ‚True’ von Spandau Ballet...

HAHAHA HAAAA HA...... Es ist ein wunderbares Stück, ein richtiges Stück, um zu träumen. Und dieses sanfte Saxophonspiel ist einfach gut.

Er steht auf, nimmt mich in den Arm, und wir tanzen.

Ich muss wirklich ziemlich angeheitert sein von dem Sambucca und von der Hitze. Der Mann hat aber auch eine geile Art an sich. Er streichelt mich, und es erregt mich. Und was er alles so erzählt. Manchmal denke ich, die Männer sollten nicht soviel quatschen, sondern manchmal einfach die Klappe halten. Wie ein gewisser... nein ich werde jetzt nicht an diesen Arsch denken.

"Ich war mal mit einer Thailänderin zusammen", erzählt er, während er meinen Hintern streichelt. Ich bin wie gelähmt. "Die war auch so ein Typ wie du..."

Ich bin ein Typ wie eine Thailänderin, das wusste ich noch gar nicht, aber Thailänderinnen sind doch wohl schwarzhaarig und dunkeläugig, vielleicht liegt es an meinem Gesicht....

Felipe erzählt weiter von irgendwelchen Schweinereien. In der Tat, ich bin erregt, seltsam. Hat mir immer schon vorgeschwebt, so eine totale Ekstase ohne irgendwelche sentimentalen Gefühle. Einfach nur sich fallen lassen und bumsen. Außerdem wäre dieser schöne schwarze Gott ein herrliches Werkzeug meiner Rache an Hardy. So lasse ich mich nicht behandeln. Ich muss mich sauber waschen von ihm, am besten mit dem Sperma eines anderen Mannes.

"Ich war mal mit einer verheirateten Frau zusammen, die war unheimlich geil." Felipes Stimme klingt beschwörend. "Hinterher sind wir dann zu viert ins Bett gegangen. Ihr Mann hat seine Freundin mitgebracht..."

Was es nicht alles gibt! Wahrscheinlich schicken die ihm heute noch Dankesschreiben. Trotz meiner körperlichen Erregung macht sich ein gewisser Missmut breit.

"Du bist so geil", er streichelt immer noch meinen Hintern, während wir immer noch eng aneinander gepresst zu ‚True’ tanzen. "Ich weiß das!"

Wenn er so weiter macht, dann kommt’s mir, bevor wir wirklich... Und danach wäre ich zu nichts mehr zu gebrauchen. Und außerdem bin ich nicht geil, woher will er das wissen. eigentlich bin ich mehr der schwer erregbare Typ, und mit den meisten Männern geht bei mir gar nichts.

"Wenn du meine Freundin wärst" fährt er mit heiserer Stimme fort, "dann würde ich mit dir in den Wald fahren. Du würdest diesen Rock tragen mit nichts darunter, und dann würde ich...."

"Ich trage aber nicht gerne Röcke", werfe ich ein. Allmählich bin ich doch etwas ernüchtert. Dieses Geschwätz über meine Geilheit ist ja ganz nett, aber es entspricht wohl nicht ganz den Tatsachen.

"Dann würden wir nur noch eins sein, nämlich geil, geil, geil..." Felipe flüstert sich in Ekstase hinein.

Ich sage nichts.

"Wenn du in die Disco kommst, und ich sitze mit einem anderen Mädchen an der Theke; dann stehe ich sofort auf und komme zu dir."

Begreiflicherweise bin ich davon nicht begeistert, denn wenn er mein Freund wäre, dann hätte er nicht mit anderen Mädchen an der Theke zu sitzen...

"Du sieht wirklich gut aus, hast ’ne geile Frisur, ’ne supergute Figur, und ich weiß, dass du geil bist..."

Trotz dieses dämlichen geilen Geschwätzes, das er wahrscheinlich als Kompliment versteht, bin ich immer noch auf beängstigend hilflose Art, wie soll ich es sonst ausdrücken.... ja geil, und wir gehen in mein Schlafzimmer und ziehen uns aus.

Und dann – verflüchtigt sich meine Geilheit schlagartig., als mein dunkler Gespiele sein Instrument auspackt. Es ist so, als ob ein Luftballon plötzlich seine Luft ablässt.

Sein Instrument ist überwältigend! So was habe ich noch nie gesehen!

Es ist beängstigend!

Und es ist sein ganzer Stolz. Wie er mir sein Teil präsentiert... Als ob es der Mittelpunkt der Erde wäre.

Wahrscheinlich packt er es zu Hause immer in Seidenpapier ein, worauf geschrieben steht: Felipes ganzer Stolz.

Ich habe nur die Befürchtung, dass ich das nicht in mich hineinkriege. Und tatsächlich habe ich recht, er kriegt es nicht in mich hinein, vielleicht bin ich zu trocken oder sonst was, von einem Vorspiel hat er wohl noch nie was gehört, wozu auch, wenn man so einen Schwanz hat, denn die wirklich geilen Frauen brauchen anscheinend kein sie auf Touren bringendes Vorspiel.

Beneidenswert. Und ich bin also keine wirklich geile Frau.

"Du bringst mich runter", sagt er schließlich.

Komisch, so rein körperlich merke ich keinen Unterschied bei ihm.

Er dreht mich um und versucht es von hinten.

"Entspann dich einfach!" sagt er.

Der hat gut reden. Das ist ja wie ein Kind kriegen, nur umgekehrt.

Nach ein paar Minuten gibt er frustriert auf, zieht sich wieder seine Hose an und verschwindet in meine Küche. Ich höre, wie er den Kühlschrank öffnet. Dann kommt er zurück mit einem Stück Mettwurst, die er begierig in sich hineinfrisst. Es handelt sich bei dieser Mettwurst um eine Gabe meines Vaters, er schickt mir immer Carepakete, weil er anscheinend denkt, ich müsste im Ruhrgebiet verhungern. Meine Eltern sind vor acht Jahren wieder in die Heimat meines Vater zurückgezogen, wohnen jetzt richtig auf dem Dorf. Egal. Felipe frisst die ostwestfälische Mettwurst oder sollte ich besser sagen, die ostfälische Mettwurst begierig in sich hinein.

Könnte es sein, dass ich demnächst, wenn ich irgendwo eine dicke schwarzumhäutete Mettwurst erblicke, immer an Felipe denken werde?

"Ich weiß aber, dass du geil bist" meint er irgendwie verzweifelt zu mir. "Lass mich trotzdem dein Freund sein. Ich weiß genau, du hast große Probleme."

Das bringt mich zum Kochen. wieso meinen diese Männer immer, man hätte große Probleme, nur weil man nicht vor Lust schreit, wenn sie einen beglücken wollen. Ich brauche keinen guten Freund, vor allem nicht so einen geilen guten Freund. Und dass er nicht mit seinem großen dicken Schwanz in mich hineinpasst, das ist ja wohl keine Basis für eine Freundschaft. Wenn einer nun fragt, wie wir uns kennen gelernt haben... Nein, ich hab die Schnauze voll.

"Ich muss jetzt schlafen", sage ich

Und ich werde in den nächsten Tagen nicht ans Telefon gehen.

Felipe verlässt mich, ohne zu murren, und ich bin so sauer auf die Welt, auf alle Männer und vor allem auf mich und meine Dämlichkeit, dass ich kotzen könnte. Stattdessen bade ich trotz der späten Stunde noch. Es hat so gut wie keine Wirkung.

 

Was mich am meisten ärgert ist, dass ich mich letztens nach dieser Nacht mit Hardy lange nicht gebadet habe. Nein, ich bin den ganzen Tag mit seinen... au weia... Säften herumgelaufen, und es hat mir nicht das geringste ausgemacht, nein ganz im Gegenteil.

Ich fühlte mich weder schmutzig noch irgendwie stinkend. Wirklich ungewöhnlich...  Und ärgerlich!

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Ich erzählte Susanne von der Sache, als sie am Freitag vorbeikam. Sie meinte sich zu erinnern, dass sie Felipe irgendwoher kennt. Er ist wohl als großer Anmacher bekannt.

Wir gingen ins Kalei. Da war nichts los. Traf Fredo. Fredo war nicht gut drauf. Härmte rum: Der wollt ihr mal die Welt zeigen. Und ging dann irgendwann einfach raus und kam nicht wieder. Mittlerweile hatte ich herausgefunden, dass der, ‚der ihr mal die Welt zeigen wollte’, kein anderer gewesen war als der smarte Bademeister Rüdiger, Freund von Susanne und eigentlich ein charmanter Typ, wenn auch nicht mein Typ.

Ja, die Welt ist klein.

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In der nächsten Woche erwischte Madame mich telefonisch in meiner Firma, und es gab kein Entkommen für mich. Statt ins Freibad zu fahren, musste ich sie abholen, samt Hund und Sohn, der Hund durfte vorne zu Madames Füßen sitzen, der Sohn wuchtete sich auf die winzige Rückbank meines Karmanns, es war wie immer frustrierend, wir fuhren an die Ruhr – dort sind viele große Wiesen – legten uns auf unsere Decken und sonnten uns. Es war ein ätzender Nachmittag.

Der Hund, übrigens ein beängstigend großes Rottweiler-Weibchen – ich habe irgendwie Angst vor so großen Hunden – überfiel harmlose Radfahrer und brachte sie zwangsläufig zum Absteigen. Auf das Geschnauze von den Radfahrern hin bequemte sich Madam, träge zu rufen: "Der will doch nur spielen."

Ich verbarg mein Gesicht in meinem Handtuch.

Mehr habe ich und will ich auch nicht von diesem Nachmittag in Erinnerung behalten.

Und blöderweise habe ich Madame auch noch auf die Idee gebracht, am nächsten Samstag ihren Geburtstag hier an der Ruhr zu feiern. Das hätte ich nicht vorschlagen sollen. Sie war total begeistert und heuerte mich direkt an, mit ihr loszufahren, um riesige Flaschen Rosè zu kaufen. Bin ich eigentlich die einzige Person in ihrem Umfeld, die ein Auto hat? Anscheinend.

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Überlegte zu Hause, wie man einen One-Night-Stand definiert. Ich schätze mal, man darf den Typen vorher nicht gekannt haben, und nach der einen Nacht sollte man ihn nicht mehr sehen oder sich gar mit ihm verabreden. So weit, so gut, bei Felipe habe ich den Stand noch nicht einmal gestanden.

Wie viele Männer hatte ich eigentlich? Ehrlich gesagt nicht viele, jetzt in der letzten Zeit hatte ich fast mehr als vor Parker. Das waren höchstens drei. Dieser Idiot, der mich entjungferte, ha, das war ein Witz, dann ein wahnsinnig gut aussehender Folkwangstudent, den ich bei einer dieser berühmten Folkwangfeten kennen lernte und mit dem ich dann unbedingt besoffen ins Bett hüpfen musste – es war eine Katastrophe, er hatte so einen kleinen Schwanz, dass es einfach nicht ging, also mir braucht keiner erzählen, dass es auf die Größe nicht ankommt, ich meine, eine gewisse Größe sollte schon vorhanden sein.

Damals war ich mit Parker auseinander, glaube ich, und mit Ulli blieb ich befreundet, er vertraute mir seinen Schäferhundmischling manchmal übers Wochenende an, nicht sehr zur Freude meines damaligen Katers Felis, den meine Eltern dann mitnahmen, als sie das Ruhrgebiet verließen, ich besuchte Ulli ab und zu, und ich hatte das Gefühl, er wollte wieder was mit mir anfangen, oder besser gesagt, wirklich was mit mir anfangen. Aber das wollte ich nicht, er zog dann schließlich nach Hamburg und ist hoffentlich ein großer grafischer Künstler geworden. Hab leider den Kontakt zu ihm verloren. Er sah übrigens wie ein Indianer aus und hatte lange glatte schwarze Haare. Ich steh nun mal auf gutaussehende Männer, ich glaube, ich hatte noch nie einen nicht gutaussehenden Mann. Aber wer war denn nun der dritte, mit dem ich... Nein mit dem ging es nicht, der war irgendwie impotent. Also habe ich technisch gesehen nur mit zwei Männern außer Parker geschlafen. Und während wir zusammen wohnten, natürlich mit keinem anderen.

Ich bin eben so dämlich.

Und in Bezug auf One-Night-Stands bin ich wirklich eine Versagerin.

Ende Kapitel 11

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Kapitel 12

August, ein Urlauber ist zurück

Am Freitag Nachmittag läutet das Telefon, und es ist zu meinem größten Erstaunen Hardy, der mich anruft. Mein Fest war vor nicht ganz drei Wochen.

"Oh, der Urlauber", sage ich. "Und, wie war’s?"

"Gefiel mir gut", er räuspert sich. "Diese Insel hat recht nette Ecken."

"Obwohl sie rund ist?"

"Ääh was?. Ach so, hahahah...." ,wieder räuspert er sich, bevor er weiterspricht: "Du bis doch wohl nicht schwanger?"

Wer? Ich? Die heiße Sonne von Mallorca hat ihm wohl das Gehirn versengt. Oh, andererseits hat er mich auch nicht gefragt, ob ich irgendwie verhüte. Macht er das immer so? Das könnte aber in die Hose gehen. Aber nicht bei mir, ich nehm zwar nicht die Pille, aber ich lasse mir alle paar Jahre eine Spirale einbauen, weil ich die Pille nicht vertrage und Depressionen davon kriege. Die Spirale verschafft mir zwar immer wahnsinnige Bauchschmerzen und Blutungen während meiner Periode – zum Glück ist das nicht so oft, denn mein Zyklus ist sehr lang – aber bis jetzt hat sie nicht versagt.

"Nicht dass ich wüsste", sage ich verärgert. "Und wenn, dann wäre es ja wohl mein Problem." Du lieber Himmel, wenn ich schwanger wäre, dann würde der sich so schnell verdrücken wie ’ne Ratte in die Kanalisation. Wär ja auch einfach, weil ich weder seine Telefonnummer, geschweige denn seinen Nachnamen weiß.

"Gut", meint er und nach einer Pause: "Was meinst du Irma, hast du Lust bei mir vorbeizukommen. Ich bade gerade und da könntest du doch dazusteigen..."

"Hmmmm..." Wieder so eine Unverschämtheit vom ihm. Ich halte erst einmal den Mund, sonst könnte mir wieder eine Beleidigung entwischen und denke nach. Ist ein verlockender Gedanke.

"Also, du fährst in Richtung G. auf der A40, dann die Ausfahrt G.-Stadtmitte, dann in Richtung Theater und dann rechts...." Schon erklärt er mir eifrig den Weg.

"Das Theater kenne ich, da wohnt ‘ne Freundin von mir. Aber eigentlich hab ich....."

"Dann sofort wieder links in die Ahornstraße... Ist so ein altes Haus." Er lässt mich gar nicht aussprechen.

"Gut, ich komme." Ich weiß nicht, wie diese Worte meinen Mund verlassen konnten, denn eigentlich will ich doch gar nicht. Oder doch?

Dann teilt er mir noch seine Telefonnummer mit, so zur Sicherheit. Und ich schreibe sie in mein kleines rotes Adressbuch.

Von wegen Badewanne, der kann jetzt erst mal auf mich warten, bis das Wasser kalt wird.

 

Eine Stunde später fahre ich Richtung G.

Also wie läuft es wohl ab? Ich darf ihn um nichts bitten, das ist klar, sonst kriege ich sofort wieder eine Abfuhr.

Ich habe genug selbstgestopfte Zigaretten dabei und zwei Feuerzeuge. Das sollte reichen. Ich schätze mal, was zu trinken wird er mir wohl anbieten, denn ich habe keine Lust, auch noch meinen eigenen Wein mitzuschleppen. Bei mir hat er sich ja auch durchgefressen und gesoffen... Und ich habe genug Geld bei mir, man weiß ja nie....

Und außerdem habe ich nichts bei mir, was darauf hindeuten könnte, ich wollte die Nacht bei ihm verbringen. Ich habe nur ein ganz kleines Täschchen dabei, das sieht man offenkundig. Das Verdeck meines Karmanns ist aufgeklappt, denn die Schönwetterperiode hält immer noch an. Ich bin hübsch braun, nicht zu braun, mein Haar ist fast weiß, ich trage ein weißes ärmelloses Turnhemd, eine beige weite Hose, dazu einfache schwarze Sandalen. Meine Fußnägel sind ganz hellrosa lackiert. Und ich habe ein blaukariertes Hemd dabei, falls es abends kühler werden sollte.

Ich nehme nicht den Weg über die Autobahn, ich hasse die Autobahnen in der Stadt, die haben so kurze Auffahrten, dass man Krämpfe kriegt, und der Weg über die Autobahn ist verdammt noch mal weiter, da kann mir einer erzählen was er will. Nein ich fahre genau daher, wo auch die Straßenbahn nach G. fährt. Hardys Wegbeschreibung ist gut, und ich finde, ohne mich zu verfransen auf Anhieb die Straße, wo er wohnt.

Hahahah, the street where you live...

Es ist eine ruhige Straße, obwohl sie mitten in der Innenstadt liegt, es gibt viele freie Parkplätze – ich schätze mal, alle sind ins Grüne gefahren – und ich kann in Ruhe nach der Hausnummer Ausschau halten. Altes Haus, hat er gesagt.

Es gibt nur ein älteres Haus auf der ungeraden Seite, und das ist schon fast eine Villa, bisschen runtergekommen vielleicht, aber stattlich, wirklich stattlich.

Ich kann direkt vor dem Haus parken, steige aus und will mein Verdeck zumachen, denn möglicherweise gibt es Perverse, die mein altes Dampfradio samt Kassettenrekorder klauen könnten. Ist zwar unwahrscheinlich, aber man weiß ja nie...

"Hey Irma", höre ich von oben eine Stimme und blicke hoch.

Natürlich ist es Hardy, der auf einem verschnörkelten großen Balkon steht und sich gerade ein Hemd anzieht. War er so lange in der Badewanne?

"Fahr in die Einfahrt, dann kannst du das Verdeck offen lassen."

"Okay." Also steige ich wieder ein und fahre in die Einfahrt, die sehr lang ist. Ich glaube, er hat recht, hier ist es wohl sicherer.

Er sah saugut aus, so von weitem. Ich hatte vergessen, wie saugut er aussieht. Nein Quatsch, hatte ich natürlich nicht vergessen, aber ich muss aufpassen.

Er steht unten in der Haustür und gibt mir wieder seinen obligatorischen Kuss auf die Stirn, den ich unbewegt in Empfang nehme. Schöner Hausflur, alte Fliesen auf dem Boden, weiß gestrichenes geschnitztes Treppengeländer, na ja eben Jugendstil.

Seine Wohnung ist im ersten Stock. Anscheinend gibt es nur zwei Wohnungen in diesem Haus. Unten auf den Schellen hatten nämlich nur zwei Namen gestanden und zwar: Hartmann und Oliver Hartmann, das ist dann wohl Hardy. Allmählich glaube ich zu verstehen, wieso Hardy mit Spitznamen Hardy heißt. In Wirklichkeit heißt er Oliver Hartmann. Aber Oliver und Hardy, das gehört einfach zusammen wie Dick und Doof. Und Hardy könnte sich von Hartmann ableiten, und vielleicht hat es ja auch eine gewisse äääh sexuelle Bedeutung. Wer weiß... Hart aber Hardy.... Irma, bitte wende deine Gedanken anderen Dingen zu... Aber immerhin scheint Oliver-Hardy einen gewissen Humor zu haben, denn sonst würde er den Namen Hardy nicht dulden. Gefällt mir irgendwie.

Die Wohnung hat nicht die typische deutsche Diele, sondern man kommt sofort in einen großen Raum, in dem nicht viel drin steht außer einem großen Schreibtisch, der ziemlich antik aussieht, einem großen schwarzen Ledersofa, einem kleinen Tisch davor und einem Fernseher. Am Rand des Raumes stehen transparente silberne Regale, die vollgestopft sind mit Büchern, Zeitschriften und Aktenordnern. Der Schreibtisch sieht sehr aufgeräumt aus. Ich erinnere mich, dass die Ferien vorbei sind, und dass der Schreibtisch sich demnächst vielleicht wieder füllen wird mit den Mathearbeiten seiner ‚Jungs’, wie er seine Schüler genannt hat. Wahrscheinlich ist er zu den ‚Jungs’ netter als zu mir. Natürlich...

Auf der freien Wand hängt ein Druck von Degas’ Balletttänzerin. Ich steh ja eigentlich mehr auf die Expressionisten, aber Degas ist abgesehen von seinen Rennbahnbildern auch ganz nett. Gehört er zu den Impressionisten? Dieses Licht...

Seine Anlage ist nicht so übertrieben wie die der meisten Männer, die ich kenne.

Ein interessantes Cover liegt vor dem Regal mit den Schallplatten. Eine papageienbunte Frau, ziemlich spitz und expressionistisch ist darauf zu sehen. Ich nehme das Cover in die Hand und lese den Namen der Band.

Es ist zu meinem größten Erstaunen ‚the The’. Und es ist das erste Mal, dass ich das Originalcover sehe, denn ich habe ja nur die Kassette, aufgenommen vom kleinen Ralf.

"Du hast dir ‚the The’ gekauft?"

"Klar!" meint Hardy. "Ist aber sehr verhalten. Jedenfalls die meisten Stücke."

Er hat sich ‚the The’ gekauft! Also ich bin schwer beeindruckt.

 

Der Fernseher ist an. Er hat Leichtathletik geguckt. Irgendwelche Weltmeisterschaften oder Olympiade.... Ich habe mit Susanne auch ein bisschen davon gesehen, hauptsächlich Turmspringen, wobei wir uns köstlich über die Badehosen der Springer und natürlich auch über die Profile der Springer in ihren Badehosen amüsiert haben...

Nun denn, die Spiele sind eröffnet!

Ich setze mich auf das Sofa, und Hardy setzt sich in gebührenden Abstand neben mich. Auf dem Tisch stehen eine Flasche Cola, eine Flasche Rotwein und Gläser. Rotwein ist zwar gut, aber ich nehme mir von der Cola, es ist besser, nüchtern zu bleiben.

Hammerwerfen ist gerade angesagt. Der ungarische eklig muskulöse Werfer schleudert den Hammer mit einem Urschrei aus dem Käfig heraus und erzielt wohl eine verdammt gute Weite, was den dämlichen Reporter dazu bewegt, mit begeisterter Stimme von sich zu geben: "Das war ein irre weiter Wurf, er könnte damit die Führung übernehmen. Das ist Tradition! Ja, Ungarn war immer schon eine Hammerwerfernation!"

Ich blicke Hardy an, und er blickt mich an.

"Was meinst du Hardy? Geht man in Ungarn nach Feierabend in den Park und wirft ein paar Hämmer? Oh, ist Hämmer die Mehrzahl von Hammer?"

"Weißt du was, Irma? Ich glaube ich habe dich vermisst", er grinst bei diesen Worten, und natürlich ist es eine Lüge. Sonnenklar eine Lüge.

"Meinst du mich oder vielleicht Teile von mir?" Ich hoffe, dass er mir jetzt keine patzige Antwort gibt, so in der Art von: Wie kommst du darauf, dass so einer wie ich so etwas wie dich und seien es auch nur Teile von dir, in irgendeiner Art und Weise vermisst hat?

Oh verdammt, ich muss wirklich aufpassen, sonst legt er mich rein. Denn ich habe mich vielleicht schon zu weit aus dem Fenster gelehnt....

"Genau das habe ich vermisst."

Wie hat er das gemeint? Ist das eine Finte, um mich in Sicherheit zu wiegen?

Jedenfalls macht er keinerlei Anstalten, mich irgendwie zu berühren und seien es auch nur meine primären sexuellen Zonen. Warum bin ich eigentlich hier? Er will doch gar nichts von mir.

Wir gucken weiter Fernsehen, und die Entfernung zwischen uns verändert sich nicht. Aber es ist lustig. Bei Hardy brauche ich nicht trinken, um locker zu werden. Er ist nicht so ein Ochse wie Bruce, der meine Witze nicht verstand, und ich muss nicht durch Alkohol auf Touren kommen, um überhaupt eine zweifelhafte Verständigung herzustellen.

Es ist fast so wie mit Susanne, so witzig, nein es ist anders als mit Susanne. Sex hängt in der Luft, er sieht verdammt noch mal so hinreißend aus, dass ich ihn berühren will. Er trägt eine enge Jeans und dieses lose Hemd darüber. Seine Haare sind ausgebleicht von der Sonne, leicht lockig und länger geworden. Seine weiße Strähne sieht immer noch so affig und sexy aus wie vor ein paar Monaten. Und ich weiß, dass er mich heute noch ficken wird. Ja hoffentlich!

Stattdessen schlägt er nach zwei Stunden vor, einen trinken zu gehen. In ein Lokal, das nicht weit wäre und wo jetzt noch nicht viel los wäre.

Na gut, was soll ich machen? Will er mich nicht? Verstehe ich das alles falsch? Will er mich nur demütigen? Indem er mir sein Nichtinteresse an mir so deutlich zeigt?

Ich hätte einfach nach Hause fahren können. Aber nein, stattdessen gehen wir, weit auseinander natürlich in Richtung Innenstadt, und es dauert wirklich nur ein paar Minuten, bis wir da sind. Er ist so verdammt groß... Das Lokal heißt ‚Jedermann’. Und das kommt mir bekannt vor. In E. gab es auch schon mal ein Lokal mit diesem Namen, es war nur viel kleiner, und es verbinden mich nicht sehr schöne Erinnerungen damit. Parker... Na klar.

Aber dieses Lokal ist groß, es ist schön leer, und es hat eine lange Theke.

Und es ist tatsächlich das alte beziehungsweise neue Jedermann, ich erkenne nämlich die Wirtin, eine Schwedin namens Maja, eine wirklich nette Frau, sie ist sehr schön, hat einen langen weizenblonden Zopf, und ich hatte mich schon öfter mit ihr unterhalten. Ich hatte damals in dem alten Jedermann in E. viel Zeit gehabt, mich mit ihr zu unterhalten, denn Parker hatte sich um andere Sachen gekümmert...

Ich zwänge mich auf die Polsterbank, die wie ein Wurmfortsatz die Reihe der Barhocker abschließt. Ich setze mich so hin, dass keiner mehr neben mich passt, weil ich nicht will, das Hardy annimmt, er solle sich neben mich setzen.

Es ist wirklich noch wunderbar leer, es ist fast acht Uhr, aber sie sind bestimmt alle noch in irgendwelchen Biergärten, weil das Wetter so schön ist, und wahrscheinlich wird es hier erst ab elf Uhr richtig voll werden.

Guter Laden. Keiner beachtet einen. Ich studiere die Speisenkarte und bestelle Spagetti. Die waren im alten Jedermann schon sagenhaft gut und kosten nur drei Mark. Leider haben sie das ‚Eibrot à la Bibi’ aus dem Programm gestrichen.

Natürlich habe ich meinen eigenen Deckel, auf dem alles aufgeschrieben wird.

Hardy unterhält sich mit einem Typen, der nett aussieht. Dann kommt Karel, der Wirt herein. Er sieht so dynamisch aus wie immer und hat wohl gerade eine trockene Phase. Er säuft nämlich alle paar Monate wie ein Loch. Er kennt mich noch und begrüßt mich mit den Worten: "Hast du den Sack endlich abgeschossen?" Das macht mich ein bisschen verlegen, denn ich will nicht, dass Hardy es hört, aber der hat es wahrscheinlich doch gehört, denn er steht nur einen halben Meter neben mir.

Ich unterhalte mich die meiste Zeit mit Maja... Irgendein Typ quatscht mich von hinten an, ich reagiere nett, aber unnahbar. Ich will mich heute anständig benehmen. Wie eine Dame, verdammt noch mal!

Hardy knobelt mit dem Wirt und noch einem Typen. Sie spielen Bahrenbeck. Ein Würfelspiel, bei dem man am besten zwei Siebenen und zwei Einsen würfeln sollte. Das ist dann ein Bahrenbeck. Ist ein blödes Spiel. Schocken ist viel besser. Das sollte ich Hardy beibringen. Falls wir uns noch einmal wiedersehen.

Das Damenklo ist wirklich unter aller Sau, und das sage ich auch Hardy.

Er meint, die Männerklos würden ständig unter Scheiße stehen.

Ach, die Männer haben mehrere Klos, das empfinde ich als Diskriminierung, und das sage ich ihm auch. Er lacht.

 

"Komm, wir gehen," meint Hardy just in dem Augenblick zu mir, als ich schon selber abhauen will, weil es mir zu langweilig wird.

Na gut. Ich zahle meinen Deckel.

Wir schlendern zurück zu Hardys Wohnung. Ich bin deswegen nicht abgehauen, weil ich den Weg zurück im Dunkeln wohl nicht mehr gefunden hätte, aber ich will nach Hause und gehe in die Einfahrt, um in mein Auto zu steigen.

"Na dann Tschüss", sage ich zu Hardy.

"So kommst du mir nicht davon!" Hardys Arm zieht mich weg von meinem Auto und hin zum Haus.

"Hey..."

Er zieht mich trotz meines Protestes die Treppe hoch, ich glaube, mein Protest ist auch nicht so ernst gemeint, schubst mich ins das große Zimmer und meint beiläufig zu mir: "Ich will dich lecken!"

Woraufhin mir ob seiner Bestimmtheit ziemlich warm um meine untere Körperhälfte wird. Und ich finde es gut, dass er nicht sagt, ich wäre geil, geil geil, nein er will mich einfach nur lecken, und das ist gut so.

Es gibt da eine Tür, durch die er mich drängt, ich glaube es ist das Schlafzimmer und ich lande auf einem breiten Bett. Das ist bestimmt seine Spielwiese.

Er zieht mich unaufhaltsam aus, und ich glaube, ich helfe ihm dabei, bis ich schließlich nackt auf dem Bett liege und mich wundere, wie schnell das gegangen ist.

Auch er ist nackt. Und wieder muss ich seinen Körper bewundern. Wir küssen uns natürlich nicht. Solche Sachen sind zu vertraulich.

Er streicht mit den Handflächen über meine Brüste, und ich fange an zu zittern. Er streicht immer mit der flachen Hand darüber, und ich glaube, meine Brustwarzen sind so aufgerichtet, dass es mir schon peinlich ist.

Schließlich kniet er sich zwischen meine Beine, und er lässt sich verdammt noch mal viel Zeit. Er hockt zwischen meinen Beinen, spreizte sie noch mehr auseinander und streichelt die Innenseiten meiner Schenkel, bis ich aufstöhne und näher an ihn heranrücken will, aber das verhindert er spielerisch, indem er mich von sich weg hält. Was mich wieder zum Stöhnen bringt.

"Ich dachte, du wolltest mich lecken, du Bastard", rufe ich unbeherrscht und hätte mir die Hand vor den Mund halten können, weil ich so eine obszöne Rede führe.

"Du willst also, dass ich dich lecke?" Seine Stimme klingt rau und verlockend.

"Nein, natürlich nicht, ich.. will nach Hause..." stöhne ich und hoffe, damit mein Gesicht gewahrt zu haben.

"Ach, nach Hause willst du?" Er scheint sich so verdammt sicher zu sein. Ich fühle, wie er meine Schamlippen weit auseinander spreizt, und außerdem fühle ich mich ihm hilflos ausgeliefert, aber es macht mich verdammt noch mal total an.... und dann fährt er kurz mit der Zunge von unten nach oben über die Mitte meiner Scham und ich muss wieder stöhnen, nein keuchen.

"Jaa... Nach... Hause..." Verdammt, was erzähle ich da überhaupt, aber es ist so aufwühlend, seinen Mund auf mir zu fühlen.

Er legt seine Zunge auf meine empfindlichste Stelle und lässt sie ruhig daliegen. So dick so warm, so stimulierend.

Ich fange an zu zittern.

Und ich winde mich unter ihm. Oh Gott! Er hat es drauf! Ich will näher an seinem Mund sein. Noch näher. Er soll mich verschlingen, dieser wunderbare Mund.

Aber er lässt sich Zeit. Er weiß bestimmt genau, dass er mich im Sack hat und will mich ein bisschen quälen. Der verdammte Kerl!

Aber dann macht er den ‚Fehler’, an meiner empfindlichsten Stelle zu saugen, nicht zu feste wie es die meisten Männer tun, die einfach nicht wissen, wie empfindsam und sensibel die intimsten Bereiche des weiblichen Körpers sind, nein, es ist genau richtig....

Ich spüre, wie eine süße Schwäche erst meinen Unterleib und dann meinen ganzen Körper überwältigt und wie ich in Zuckungen vergehe.

Und Sekunden später liege ich atemlos da und kann es nicht glauben. So schnell ist das gegangen. Das kann einfach nicht sein

"Willst du immer noch nach Hause?" Seine Stimme klingt leicht spöttisch, aber auch erregt.

"Neeeiinn...." Bevor ich was anderes sagen kann, finde ich mich mit den Beinen in der Luft wieder. Hardy hat meinen Hintern mit seinen Händen umfasst und ist schon fast ganz in mir. Dann macht er eine Pause und hört auf in mich einzudringen..

"Willst du es überhaupt?" Seine Stimme klang wunderbar, so rau und dennoch weich...

"Ääääh, was...." Was meint er?

Die Antwort schien ihm zu genügen.

Er füllte mich aus, er füllte mich so aus, dass ich kein anderes Gefühl hatte als das, von ihm ausgefüllt zu sein, und das reichte mir. Sein Gesicht sah so jung aus, seine Augen waren verschleiert, er schien total weg zu sein, als ich anfing, ihm meine Hüften stoßweise entgegen zu biegen, aber er wollte es gar nicht, er wollte es alleine machen. Oh Gott, er war so dominierend, und ich fand es herrlich. Also hielt ich still, als wäre ich ein Gefäß, das gefüllt wird, und selbst das verschaffte mir großes Vergnügen. Oder verschaffte gerade das mir großes Vergnügen? Keine Ahnung.

Hat mir immer schon vorgeschwebt, so eine totale Ekstase ohne irgendwelche sentimentalen Gefühle. Einfach nur sich fallen lassen und bumsen. Mit Felipe war es eine Katastrophe, obwohl er doch viel netter als Hardy war, aber Hardy scheint genau der Richtige für solche Aktionen zu sein.

Es war so herrlich, nicht denken zu müssen und ihm die ganze Initiative zu überlassen. Bei Parker musste ich immer alles alleine machen in den letzten Jahren. Das hat mich hinterher ziemlich angekotzt und war nicht sehr befriedigend. Es war wohl Parkers Art, mich zu demütigen. Ich musste immer oben sein, ihm einen blasen und so weiter. Das war nicht sehr lustig. Und deshalb empfinde ich Hardys Dominanz als wunderbar.

Ob er mir irgendwann die Kontrolle überlassen wird? Vorausgesetzt, wir werden es noch einmal tun?

Als er kurz darauf kommt, ächzt er, und er gibt auch ein paar hellere Töne von sich wie ein kleiner Junge. Auch sein Gesicht ist so entspannt, er sieht wirklich aus wie ein kleiner Junge. Von seiner üblichen Arroganz ist nichts mehr zu sehen. In diesem Augenblick mag ich ihn. Das wird sich natürlich wieder ändern, aber in diesem Augenblick würde ich ihm am liebsten die Locken aus der Stirn streicheln, Was ich natürlich nicht tue.

Es gibt diese Art von Vertraulichkeiten nicht zwischen uns. Und ich habe das Gefühl, frei nach Kater Garfield, eine meiner liebsten Comicfiguren, dass wer als erster blinzelt, verloren hat. Hört sich blöd an, aber so ist es.

 

Am nächsten Morgen nach einer Nacht, in der ich die letzten fünf Stunden fantastisch erschöpft geschlafen hatte, stand ich auf, nahm meine herumliegenden Sachen an mich und zog mich leise indem großen Raum an. Ich erinnerte mich noch gut an die Nacht in Bruces Wohngemeinschaft, deswegen stellte ich ein Kissen in die Haustür, ging erst einmal gucken, ob die Haustür unten nicht abgeschlossen war – sie war nicht abgeschlossen – bevor ich dann leise oben die Tür zuzog, aus dem Haus ging und in mein Auto stieg.

Es war kalt an diesem Morgen, und ich zog mein kariertes Hemd an, weil ich keine Lust hatte, das Verdeck zuzumachen.

Es war eine fantastische Nacht gewesen, aber er sollte nicht denken, dass ich so davon beeindruckt war, um ihm beim Aufwachen zuzusehen und ihm dann eine neue Verabredung abzuringen.

Neeeiiiin! So nicht! Es war zwar ein Risiko, einfach abzuhauen, aber ich war es meiner Ehre schuldig, es einzugehen.

 

Ende Kapitel 12  LOVE GAMES © Ingrid Grote 2004

 

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